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ARTIKEL: Zum Putschversuch in der Türkei

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16. Juli 2016 von Michael Wrase

ZU FRÜH GEFREUT

Der Putschversuch in der Türkei löste in Syrien zunächst Jubeldemonstrationen aus. Die arabischen Golfstaaten und der Iran stellten sich hinter Erdogan.

Die Freude über den Putschversuch in der Türkei währte nur wenige Stunden. Tausende waren in der Nacht zum Samstag auf die Strassen von Damaskus und Latakia geströmt, um auf spontanen Jubelkundgebungen den „Sturz“ des in Regimekreisen so verhassten Tayyip Erdogan zu feiern. Der türkische Präsident ist der wichtigste Verbündete der moderaten und dschihadistischen syrischen Rebellen. Ohne sein militärisches Engagement, so das Wunschdenken der Assad-Anhänger, werde der Bürgerkrieg in Syrien schon bald mit einem Sieg der Regierungsarmee enden.

Ein solches Szenario hält auch die syrische Opposition offenbar für möglich. In den sozialen Medien forderte sie daher ihre in der Türkei lebenden Landsleute auf, die von Erdogan gerufenen türkischen Volksmassen bei der Niederschlagung des Militärputsches zu unterstützen.

Welche Auswirkungen der gescheiterte Coup auf den Krieg in Syrien haben wird, bleibt abzuwarten. Analysten des Beiruter Internetportals Al Monitor stellten die Frage, ob eine nach dem Putsch womöglich „demoralisierte und gespaltene türkische Armee, der man überdies misstraue, noch in der Lage sein werde, ihre Aufgaben in der Landesverteidigung wie gewohnt wahrzunehmen?“

BESORGTER IRAN

Im Gegensatz zum Assad-Syrien zeigte sich der Iran besorgt über die Entwicklung in der Türkei. Instabilität am Bosporus werde Auswirkungen auf den gesamten Mittleren Osten haben, analysierte der Generalsekretär des Obersten Sicherheitsrates der Islamischen Republik, Ali Shamkhani. Als sich die Lage in der Türkei langsam zu normalisieren begann, beglückwünschte Irans Aussenminister Javad Zarif in einem Tweet „das brave türkische Volk zur Verteidigung der Demokratie und ihrer gewählten Regierung“. Militärputsche in der Region, stellte der eloquente iranische Top-Diplomat klar, seien generell zu Scheitern verurteilt.

NACHBARSSTIMMEN

Dass die arabischen Golfstaaten den Putschversuch in der Türkei verurteilen würden, war zu erwarten. In ihrem unermüdlichen Bemühen, das syrische Regime zu stürzen, sind vor allem Saudi-Arabien und das Emirat Katar auf den türkischen Präsidenten Erdogan angewiesen. Der ägyptische Putschgeneral Sisi hätte sich dagegen den Sieg seiner türkischen Gesinnungsgenossen gewünscht. Überschwänglich berichtete die ägyptische Presse gestern Morgen in Sonderausgaben über einen „Machtwechsel“ in Ankara. „Der Freund“ des vom Militär entmachteten Ex-Präsidenten Musra, verhiessen die Schlagzeilen, sei endlich weg vom Fenster.

SKEPTISCHES ZYPERN

Im griechischen Teil Zypern wurde der gescheiterte Putsch in der Türkei emotionslos zur Kenntnis genommen. „Erdogan wird jetzt stärker, das Land aber schwächer sein“, kommentierte ein der Regierung nahestehende Analyst die dramatischen Ereignisse in Anatolien treffend. Mit einer geschwächten türkischen Armee, die 1974 den Norden der Mittelmeerinsel besetzt hatte, könnte sich die Lösung des Zypern-Konfliktes womöglich einfacher gestalten, hofft man in der Hauptstadt Nicosia.

(Limassol/Damaskus 16.7.2016)

 

MEHR SEHEN, ANDERS ERLEBEN – MICHAEL WRASE

Vom Nahost-Korrespondenten begleitete cotravel Reisen.
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