Erlebnisberichte

UNTERWEGS: Transsib 2013 Teil IV

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08. August 2013 von Hans Wernhart

Ulaan Bataar und Tereji Nationalpark, 20.7.2013
Ulaan Bataar, Hauptstadt der Mongolei: eine Millionenstadt in einem Land mit einer Bevölkerungsdichte von 2 Einwohnern pro Quadratkilometer, eine Millionenstadt mit permanentem Verkehrsstau, eine Millionenstadt, in der Nomadentum und 21. Jahrhundert aufeinanderprallen. Nur 70 km entfernt – eine archaisch anmutende Landschaft mit sanften Hügeln und bizarren Felsformationen, Rinderherden, Yaks, Pferde, vereinzelten Jurten –  alle Reiseteilnehmer sind fasziniert von dieser uns unbekannten Welt. Wandernd erkunden wir die unmittelbare Umgebung unseres Jurten-Camps. Überrascht von einem  plötzlich einsetzenden Hagelsturm schaffen wir es gerade noch, uns ins Trockene zu retten. Essen und Trinken wie immer gut, die Nacht wird allerdings mit nur 9° C recht  kalt. Wohl dem der einen warmen Trainingsanzug oder einen Schlafsack mithat …
Morgens wärmt uns wieder die Sonne, der Tee und der Kaffee. Eine letzte kurze Wanderung, ein Vortrag von Kurt Schad und schon geht es zurück aus der zeitlosen Natur in die hektische Jetztzeit.
Ein letztes Essen im Zug, Farewell-Party à la Transsib, eine letzte Nacht im Schlafwagen …
Übrigens: Wenn wir morgen früh an der chinesischen Grenze ankommen, haben wir bereits 9873 Bahnkilometer ab Buchs zurückgelegt!


China, 31.7.2013
Der Grenzübergang nach China geht unerwartet schnell, der Kontrast könnte grösser kaum sein: auf der mongolischen Seite einfachste, alte Gebäude, Soldaten (!) die unser Gepäck zu den Bussen tragen… In China, modernste Abfertigungsgebäude, die eher an einen Flughafen erinnern als an eine Grenze. Davor und dahinter endlose LKW Schlangen, die voll beladen in die Mongolei fahren, leer zurückkehren, welche Auswirkung das wohl auf die Handelsbilanz hat? Wir verstehen, warum die Mongolen die chinesische Supermacht fürchten.
Zoll und Pass-Formalitäten gehen relativ flott, in Erlian / China erwartet uns das erste, chinesische Essen: köstlich!
Da der chinesische Sonderzug ausfiel, brachten uns Busse ins 6 Stunden entfernte Datong. Zunächst noch die karge Weite der Wüste Gobi, dann wird es leicht hügelig, etwas Grün kommt auf. Man sieht nur ganz vereinzelt andere Autos – leere Autobahnen, das haben wir lange nicht gesehen.  Unser chinesischer Reiseleiter nennt Datong eine chinesische „Kleinstadt“ mit nur ca. 3 Mio. Einwohnern, trotz grosszügiger Boulevards gibt es viele Staus, die früher allgegenwärtigen Fahrräder sind aus dem Strassenbild verschwunden, neben Autos gibt es eine riesige Zahl von geräuschlos gleitenden Elektro-Mopeds, -Roller, die bei uns beliebten E-Bikes sieht man selten.


Peking, 02. – 06.08.2013
Mit einem „Regelzug“, sehr authentisch, sehr lebensecht erreichen wir Peking.
Insgesamt haben wir ab Buchs genau 10.240 km mit der Bahn zurückgelegt!
Der Himmel ist klarer als erwartet, wenn auch nicht wirklich blau, es ist heiss, einiges über 30° C. Diese riesige Metropole in nur 3 Tagen kennenlernen zu wollen ist anmassend. Wir suchen uns einige Perlen aus: Opernhaus und Vogelnest – als Beispiele der Architektur des 21. Jahrhunderts; Verbotene Stadt, Himmelstempel und Minggräber – als Zeugnisse der vieltausendjährigen Geschichte des Reichs der Mitte.
In Sibirien und in der Mongolei waren wir häufig die einzigen Touristen – das ist hier völlig anders! Wahre Heerscharen aus aller Welt (vor allem aber die neue, gern reisende chinesische Mittelschicht) besuchen die Sehenswürdigkeiten, frequentieren die Restaurants in deren Nähe. China ist faszinierend, verwirrend, fremd. Ohne Chinesisch-Kenntnisse (und wer hat die schon) erkennt man sehr schnell die Grenzen der Kommunikationsmöglichkeiten – schade, es gäbe so viel zu fragen …


Unsere Reise geht heute zu Ende: Sie war abwechslungs- und erlebnisreich, sie stimmte nachdenklich, machte uns gleichzeitig euphorisch, wir haben interessante Städte und grossartige Landschaften gesehen, habe neue Freunde gefunden – obwohl wir uns natürlich auf zu Hause freuen, fällt der Abschied schwer.
Vielleicht bis zum nächsten Mal, auf einer weiteren cotravel-Reise …